Textvarianten der Bibel – welche Unterschiede gibt es?

Welche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Bibelhandschriften?

Zwischen den verschiedenen Bibelhandschriften der ersten Jahrhunderte nach Christus gibt es Unterschiede. Je nachdem, wen man fragt, kann man die Handschriften in verschiedene Kategorien einteilen. Man kann größere Gruppen einteilen oder feinere. Für die Diskussion der Textkritik sind drei Textvarianten wichtig:

  1. der alexandrinische Texttyp, auch „kritischer Text“ genannt. Das ist derjenige, der als „Novum Testamentum Graece“ von Nestle-Aland herausgegeben wird. Das ist auch derjenige Text, der fast allen modernen Bibelübersetzungen zugrundeliegt.
  2. der byzantinische Texttyp, auch Mehrheitstext genannt. Das ist der Texttyp, der von der allergrößten Zahl der Bibelhandschriften vertreten wird.
  3. der „Textus Receptus“, der „überlieferte Text“. Das ist der Texttyp, der in der Reformation aufgekommen ist. Auf Basis von einigen wenigen Handschriften, die ihm damals nur zur Verfügung standen, hat Erasmus von Rotterdam den griechischen Text der Bibel erarbeitet und als Buch veröffentlicht. Dieser Text war dann für viele Jahrhunderte die Basis der protestantischen Bibelübersetzungen. Er liegt der (unrevidierten) Lutherbibel zugrunde und der englischen King-James-Übersetzung.

Der Textus Receptus und der Mehrheitstext sind sich nicht immer einig, aber oft.

Als Anregung zum Selberforschen empfehle ich diese Webseite über die Textvarianten des NT. Dort werden die „übersetzbaren Unterschiede“ aufgelistet, und es steht jeweils dabei, was der kritische Text, der Mehrheitstext und der Textus Receptus an dieser Stelle hat.

Der Schwerpunkt liegt dabei auf „übersetzbaren“ Unterschieden. Und das sind nicht alle Unterschiede. Manchmal gibt es z.B. kleine Schreibvarianten eines Worts, die sich in der Übersetzung nicht wiederfinden. Um das mal an einem deutschen Beispiel zu illustrieren: Delphin und Delphin ist ein Unterschied, den man nicht ins Englische Übersetzen kann. Beides heißt dort „dolphin“. Auch die Wortreihenfolge im Griechischen ist manchmal durcheinander. Zwei Worte sind getauscht. Auch das ist oft in anderen Sprachen kein übersetzbarer Unterschied.

Übersetzbare Unterschiede, das ist eine wichtige Frage für das Ausmaß des Problems. Wobei mich als Informatiker eigentlich die nicht übersetzbaren Unterschiede besonders interessieren, denn bei denen kann man sich im Mittel ziemlich sicher sein, dass kein Vorsatz vorlag. Das könnte meiner Meinung nach eine Hilfe sein, zu bewerten, welcher Text am Anfang stand. Aber das ist bisher nur eine Idee, die ich noch nicht mathematisch untersucht habe. Vielleicht später einmal.