Gott hat den Menschen mit einer großen Sehnsucht geschaffen: mit der Sehnsucht zur Gemeinschaft mit Gott zurückzukehren. So ist es nur natürlich, daß ein Mensch, der anfängt sich für den Glauben zu interessieren, danach fragt, was man denn tun muss, um zu Gottes Reich dazuzugehören. Das ‚Paradiesbuch‘ („Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben“) formuliert das so: ‚Wie wird man ein Untertan der Regierung Gottes?‘ und widmet dieser Frage das gesamte Kapitel 15 (Seiten 127-133). Das ‚Paradiesbuch‘ war mehrere Jahre lang DAS Einsteigerbuch der Zeugen Jehovas für ihr ‚Heimbibelstudium‘.
MÖCHTEST DU unter Gottes Regierung ewig auf der Erde leben? Jeder normale Mensch würde darauf mit Ja antworten. Ein solches Leben wird wunderbare Segnungen mit sich bringen. Doch um sie empfangen zu können, kannst du nicht einfach die Hand erheben und sagen: „Ich möchte ein Untertan der Regierung Gottes sein.“ Dazu ist mehr erforderlich.
…
Genauso mußt du auch lernen, was Gott von denen verlangt, die Untertanen seiner Regierung werden möchten. Und dann mußt du diese Erfordernisse erfüllen.
Das Paradiesbuch nennt nun 3 Erfordernisse:
- Erkenntnis notwendig (Absatz 3-6)
- Gerechter Wandel erforderlich (Absatz 7-17)
- Loyalität gegenüber Gottes Regierung (Absatz 18-19)
In jedem dieser drei Bereiche wird die biblische Botschaft falsch dargestellt.
Ich möchte die Antworten, die das „Paradiesbuch“ uns gibt, unter die Lupe nehmen und mit der Bibel vergleichen.
Erfordernis 1 – Welche Erkenntnis ist erforderlich?
Laut Paradiesbuch Absatz 5 und 6 (die Hervorhebungen sind von mir):
Heute verlangen einige menschliche Regierungen, daß diejenigen, die die Staatsbürgerschaft erwerben, etwas über die Geschichte ihres Staatswesens und über seine Funktionen wissen. Das gleiche solltest du über Gottes Regierung wissen, wenn du ihr Untertan werden möchtest. Diese Erkenntnis kann zu ewigem Leben führen. Jesus sagte in einem Gebet zu seinem Vater: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus“ (Johannes 17:3).
Wenn du die vorigen Kapitel dieses Buches studiert hast, solltest du bereits einen großen Teil dieser überaus wichtigen Erkenntnis erworben haben. Ist das der Fall? Kannst du beispielsweise Fragen wie die folgenden beantworten:
Und jetzt wird es spannend. Welche Fragen werden nun gestellt? Es sollte doch wohl nach den wichtigsten Punkten der biblischen Lehre gefragt werden… Die Fragen sind aus Absatz 6. Die Antworten habe ich den vorangegangenen Kapiteln des „Paradiesbuchs“ entnommen.
Frage | Erwartete Antwort |
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Wann erwähnte Gott zum erstenmal seinen Vorsatz, eine Königreichsregierung zu schaffen? | „Durch die ganze Bibel zieht sich das gleiche Thema, nämlich daß Jehova Gott durch sein Königreich wieder gerechte Verhältnisse schaffen wird. Das erste Buch, die Genesis, berichtet, wie aufgrund der Rebellion gegen Gott ein Paradies verlorenging, und das letzte Buch, die Offenbarung, beschreibt, wie die Erde unter Gottes Herrschaft wieder zu einem Paradies wird (1. Mose 3:19, 23; Offenbarung 12:10; 21:3, 4)“ (Seite 49) |
Wer waren einige der Diener Gottes, die darauf hofften, irdische Untertanen dieser Regierung zu werden? | „David, Hiob und Johannes der Täufer werden zum Leben auf der Erde auferweckt werden. Ja, alle treuen Männer und Frauen, die vor Jesus starben, hatten die Hoffnung, wieder auf der Erde zu leben und nicht im Himmel. Sie werden auferweckt werden, um irdische Untertanen des Königreiches Gottes zu sein.“ (Seite 122) |
Aus wie vielen Herrschern oder Königen wird sich Gottes Regierung zusammensetzen? | „Statt daß also alle guten Menschen in den Himmel kommen, werden nur 144 000 erprobte und treue Personen dort aufgenommen werden, um mit Christus zu herrschen.“ (Seite 124) |
Von wo aus werden diese Könige herrschen? | „Vom Himmel aus, und nicht etwa von der Erde: Somit werden diejenigen, die in den Himmel kommen, dort als Mitherrscher Christi in Gottes himmlischer Regierung dienen“ (Seite 123) |
Wer wurde als erstes zu Königen der Regierung Gottes erwählt? | „An dem letzten Abend, den Jesus mit seinen 11 treuen Aposteln verbrachte, erklärte er ihnen, daß sie in Gottes Königreich mit ihm herrschen würden.“ (Seite 123) |
Wie bewies Jesus, daß er ein guter König sein würde? | „Jesus bewies auf der Erde durch seine Treue, daß er würdig war, König des Königreiches Gottes zu sein.(Seite 68) |
Hier wird also nach den Lieblingslehren der ZJ gefragt: nach den 144000, nach dem Unterschied „himmlische/irdische Hoffnung“ usw.
Nach dem wichtigsten wird hier nicht gefragt: nach dem Glauben an Jesus und nach dem stellvertretenden Tod Jesu, der uns das Leben bringt. Was nützen dann all diese Fragen? Zu wissen, ob 144.000 und nicht etwa 143.000 Menschen in der Regierung sitzen, bringt uns das ewige Leben nicht.
Auch in der Bibel selbst wird die Frage, wie man denn in Gottes Reich hineinkommt mehrfach gestellt. Es fällt auf, daß dort andere Antworten gegeben werden. Was war die Antwort der ersten Christen? Lasst uns einige Beispiele betrachten:
Beispiel 1: die Pfingstpredigt von Petrus
Apg 2,37-38
(37) Als sie aber das hörten, ging es ihnen durchs Herz, und sie sprachen zu Petrus und den übrigen Aposteln: Was sollen wir tun, ihr Männer und Brüder?
(38) Petrus aber sprach zu ihnen: Tut Buße, und ein jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden; so werdet ihr die Gabe des heiligen Geistes empfangen.
Beispiel 2: Der Gefängniswärter aus Philippi
Apg 16,29-31
(29)Da forderte er ein Licht, sprang hinein und fiel zitternd vor Paulus und Silas nieder.
(30)Und er führte sie heraus und sprach: Ihr Herren, was muß ich tun, um gerettet zu werden?
(31) Sie aber sprachen: Glaube an den Herrn Jesus, so wirst du gerettet werden, du und dein Haus!
Was folgt daraus?
Mit anderen Worten: an erster Stelle steht der Glaube an Jesus. Dieser Glaube ist das Fundament. Die Bibel spricht in diesem Zusammenhang auch von der Wiedergeburt. Ein Mensch wendet sich hin zu Jesus und es beginnt ein neues Leben.
Daher heißt es auch:
Joh 3,36
Wer an den Sohn glaubt, der hat ewiges Leben; wer aber dem Sohne nicht glaubt, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes bleibt auf ihm.
Fassen wir noch einmal zusammen: Im Kapitel 15 fragt das Paradiesbuch Faktenwissen ab, verspricht, daß dieses Wissen zu ewigem Leben führen kann, und läßt dabei den Schlüssel zum Eintritt in Gottes Reich aus.
Erfordernis 2 – Gerechter Wandel erforderlich
Das ‚Paradiesbuch‘ führt nun weiter aus (Seite 128)
Doch um ein Untertan der Regierung Gottes werden zu können, ist mehr erforderlich, als nur etwas darüber zu wissen.
Unter dem Stichwort „Gerechter Wandel erforderlich“ liefert der Text nun weitere Anforderungen, die im Rahmen dieses „Einbürgerungsverfahrens“ erfüllt werden müssen. Es sind Gebote und Verbote.
Zu meiden sind
- Ehebruch, Hurerei, Homosexualität (Absatz 7-10)
- übermäßiger Alkoholkonsum, jeglicher Drogen- und Tabakkonsum (Absatz 11)
- Verbrechen (Absatz 12)
- Ungehorsam gegenüber dem Staat, solange dies Gottes Geboten nicht widerspricht (Absatz 13)
- Mord, Militärdienst, Abtreibungen (Absatz 14)
Stattdessen soll ein ZJ anders leben (Absatz 15, Hervorhebungen von mir)
Von Personen, die Untertanen der Regierung Gottes werden möchten, wird jedoch mehr verlangt, als nur verkehrte oder unsittliche Handlungen zu meiden. Sie müssen sich auch wirklich anstrengen, anderen gegenüber gütig und selbstlos zu handeln. Sie müssen nach dem göttlichen Maßstab leben, den der König, Jesus Christus, aufstellte: „Alles daher, was ihr wollt, daß euch die Menschen tun, sollt auch ihr ihnen ebenso tun“ (Matthäus 7:12). Christus gab das richtige Beispiel, indem er anderen Liebe erwies. Er gab sogar sein Leben für die Menschheit hin und gebot seinen Nachfolgern: „[Ich will,] daß ihr einander liebt, so, wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 13:34; 1. Johannes 3:16). Diese selbstlose Liebe und Anteilnahme wird das Leben unter der Herrschaft des Königreiches Gottes zu einer reinen Freude machen (Jakobus 2:8).
Bleibt noch die Frage, wie man dies erreichen kann? Die Antwort liefert Absatz 16-17
Die Bibel zeigt, daß man in seinem Leben Änderungen vornehmen muß, um die Erfordernisse für Untertanen der Regierung Gottes erfüllen zu können (Epheser 4:20-24). Arbeitest du daran, diese Änderungen vorzunehmen? Es ist gewiß jede Mühe wert! Wieso? Weil dir nicht ein besseres Leben für nur einige wenige Jahre unter einer menschlichen Regierung in Aussicht steht. Nein, sondern du wirst ewiges Leben in vollkommener Gesundheit auf einer paradiesischen Erde unter einer von Gott eingesetzten Regierung erlangen!“ … Wenn du also große Änderungen vorzunehmen hast, um Gottes Erfordernisse zu erfüllen, dann gib nicht auf. Du kannst es schaffen!
Wiederholen wir das doch noch einmal: Um Untertan zu werden, muss man sich anstrengen, sein Leben zu ändern. Das heißt doch: Wenn Du Dich genug anstrengst, dann kannst Du ein Mensch werden, der es wert ist, in Gottes neuer Welt zu leben. Das ist nicht die biblische Antwort.
Erfordernis 3 – Loyalität gegenüber Gottes Regierung
Absatz 18 liefert dann noch einen dritten Bereich
Doch auf welche besondere Weise müssen wir unsere Loyalität zum Ausdruck bringen? Indem wir Gottes Königreich mit der Waffe verteidigen? Nein. Wir müssen vielmehr wie Jesus Christus und seine Nachfolger im ersten Jahrhundert loyale Wortführer oder Verkündiger des Königreiches Gottes sein (Matthäus 4:17; 10:5-7; 24:14).
Betrachten wir noch einmal den Kontext: In Absatz 6 hieß es: „Doch um ein Untertan der Regierung Gottes werden zu können, ist mehr erforderlich, als nur etwas darüber zu wissen.“. Wir beschäftigen uns in Absatz 18 und 19 also immer noch mit den Voraussetzungen dafür, ein Untertan zu werden, nicht mit den Folgen einer Einbürgerung. Dass Christen ihren Glauben weitertragen sollen, ist ja unstrittig. Aber hier wird Predigdienst als Voraussetzung für die Errettung verkauft, und das ist nicht in Ordnung. Errettung, „Einbürgerung in Gottes Reich“ gibt es nur duch Glauben an Jesus, durch nichts anderes.
Was wäre der biblische Weg gewesen?
Wir Menschen stecken in der Sünde fest. Gott allein kann uns daraus befreien. Deshalb ist Jesus auf die Welt gekommen, deshalb ist er gestorben und auferstanden, und deshalb hat Jesus uns den Heilgen Geist versprochen. Ohne die Kraft des Heiligen Geistes ist ein christliches Leben gar nicht möglich. Vielleicht schaffst Du es einigermaßen eine nette Fassade zu leben. Aber wenn Dein Herz, Dein innerstes Wesen nicht von Gott erneuert wird, dann bleibt Dein Herz tot und leer, und damit kommt man in Gottes neue Welt eben gerade nicht hinein.
Wer aber den Bankrott seines bisherigen Lebens erklärt, Jesus um Hilfe bittet und an Ihn glaubt, der wird Gottes Kind, und wird von ihm dann angeleitet, so zu leben, wie es eines Gotteskindes würdig ist. Auch das wird im „Paradiesbuch“ nicht erklärt.
Am besten liest Du das selbst in der Bibel nach. Dieses Prinzip (Umkehr, Glaube, Erneuerung durch Gottes Kraft) findet sich in ganz vielen Texten der Bibel. Hier nur eine kleine Auswahl.
- Das Gleichnis vom Pharisäer und dem Zöllner (Lukas 18:10-14). Beachte: Der Zöllner sprach nur „Gott, sei mir, dem Sünder gnädig“ und Jesus erklärt uns, daß der Zöllner gerecht gesprochen wurde, der selbstgerechte Pharisäer jedoch nicht.
- Hesekiel 26:26+27 beschreibt den neuen Bund, der durch Jesus möglich ist, folgendermaßen: „Und ich werde euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euer Innerstes geben; Ich werde das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben“ Also: Gott selbst macht aus seinen Kindern Menschen, die so leben, wie er es will. Und er macht dies nach der Einbürgerung.
- Galater: 5:22, eine der wichtigsten Stellen der Bibel über den Charakter eines Christen: „Die Frucht des Geistes aber ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit“. Beachte: Frucht, nicht Einbürgerungskriterium.