Apg 20,7 – ein Sonntagsgottesdienst in Troas?

Apostelgeschichte 20,7 ist einer der wenigen Verse aus dem Neuen Testament, die gerne angeführt werden, wenn man die Lehre vom Sabbat entkräften möchte.

Der Bibeltext

Apg 20,6-12 beschreibt einen Gottesdienst in Troas, in Kleinasien, in der heutigen Türkei. Paulus. Paulus befand sich auf der Durchreise von Philippi und blieb sieben Tage in Troas.

Vers 7: Am ersten Tag der Woche aber, als wir versammelt waren, das Brot zu brechen, predigte ihnen Paulus, und da er am nächsten Tag weiterreisen wollte, zog er die Rede hin bis Mitternacht.

Paulus predigte so lange, dass einer seiner Zuhörer einschlief und aus dem Fenster des dritten Stocks fiel. Paulus musste ihn buchstäblich von den Toten auferwecken. In Vers 11 heißt es dann:

Dann ging er hinauf und brach das Brot und aß und redete viel mit ihnen, bis der Tag anbrach; und so zog er hinweg.

Sonntagsfeier?

Aha, also doch. Die Urkirche hat am Sonntag Gottesdienst gefeiert.

Werner de Boor kommentiert das in der Wuppertaler Studienbibel so:

Neben der Bemerkung 1 Ko 16,1 finden wir hier zum ersten Mal einen Hinweis darauf, daß in den heidenchristlichen Gemeinden der erste Tag der Woche als der Auferstehungstag des Herren Jesus besonders gefeiert wurde. Die Gemeinde kommt zusammen, um „das Brot zu brechen“. Die gemeinsame Mahlzeit mit der Feier des Herrenmahles steht im Mittelpunkt.

Mag sein, dass man in Troas das Abendmahl gemeinsam gefeiert hat, mag sein, dass es sich auch nur um eine gemeinsame Mahlzeit gehandelt hat. Das ist der Wortwahl der Apostelgeschichte nicht mit letzter Sicherheit zu entnehmen.

Aber kann man diesem Vers eine regelmäßige Sonntagsfeier der Gemeinde entnehmen? In der Beiläufigkeit, in der dieser Wochentag im Bibeltext erwähnt wird? Und kann man daraus auch folgern, die beiden Großkirchen unseres Landes hätten das religiöse Recht, gemeinsam mit dem Staat die Sonntagsarbeit in Deutschland gesetzlich zu verbieten?

Dafür ist die Beweislage dann doch ziemlich dünn. Und das kann man sehr einfach zeigen, und zwar aus der Bibel. Eine Suche nach der Formulierung „Brot brechen“ führt sehr schnell auf Apg 2,46+47:

Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

Wann fanden diese Treffen statt?

Die frühe Kirche, die allererste Kirche, ganz zu Anfang, die hat sich jeden Tag getroffen, gemeinsam gegessen und gemeinsam Gott gelobt. Wenn Apg 20,7 nun die Basis für den Sonntagsgottesdienst statt des Sabbats sein soll, dann fällt dieses Argument bei Apg 2,46 wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Dann müsste ja jeder Tag ein Sonntag sein, will sagen, ein Feiertag. Und die Gemeinde dürfte an gar keinem Tag mehr arbeiten, nicht am Sabbat, nicht am Sonntag, und auch nicht am Mittwoch? Und das ganze Land auch nicht? Weder Christen noch Nichtchristen? Es liegt auf der Hand, dass diese Argumentation nicht aufgeht.

Was bedeutet Apg 20,7 für die Frage nach dem Sabbat?

Die Antwort ist einfach: Nichts. Der Sabbat hat mit Apg 20,7 und dem Gemeindetreffen in Troas nichts, aber auch gar nichts zu tun:

Dieses Gemeindetreffen in Troas fand einfach nur deshalb an einem Sonntag statt, weil Paulus am folgenden Morgen abreisen wollte.