Ein Prophet, viele Frauen – Polygamie bei den Mormonen


Die Geschichte der Mormonen ist untrennbar mit der Polygamie verbunden. Ihr Gründer und Prophet, Joseph Smith, nahm zahlreiche Frauen – oft im Verborgenen und nicht selten unter fragwürdigen Umständen. Auch seine Nachfolger führten die Praxis fort. Erst 1890, unter erheblichem politischem Druck der Vereinigten Staaten, erfolgte eine offizielle, wenn auch halbherzige, Abkehr von der Vielehe.

Lass uns zusammen ein Thema beleuchten, das bis heute Fragen aufwirft.

  • Was sagt die Bibel zur Polygamie?
  • Welche Aussagen finden sich im Buch Mormon?
  • Was lehrten Joseph Smith und seine Nachfolger im Prophetenamt zur Vielehe?
  • Wie kam es zum offiziellen Bruch mit dieser Praxis?
  • Und wie geht die mormonische Kirche heute mit diesem historischen Ballast um?

Was sagt die Bibel zur Polygamie?

Fangen wir mit der Bibel, mit Gottes Wort an.

Die Ehe als Teil der Schöpfung

In 1. Mose 2,24 heißt es:

„Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“

Hier steht “seiner Frau anhangen” und nicht “seinen Frauen”. Gottes ursprünglicher Schöpfungsplan sieht die Ehe als Verbindung zwischen einem Mann und einer Frau vor.

Wenn Gott gewollt hätte, dass ein Mann üblicherweise mehrere Frauen hat, hätte er die Menschen so erschaffen, dass auf einen Mann zwei Frauen kommen.

Jesus über die Ehe

Im Neuen Testament bestätigt Jesus die Monogamie als Ideal:

“Da traten die Pharisäer zu ihm, versuchten ihn und fragten ihn: Ist es einem Mann erlaubt, aus irgend einem Grund seine Frau zu entlassen? Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, daß der Schöpfer sie am Anfang als Mann und Frau erschuf und sprach: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und seiner Frau anhängen; und die zwei werden ein Fleisch sein«? So sind sie nicht mehr zwei, sondern EIN Fleisch. Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden!” (Mt 19,3-6)

Jesus zitiert hier 1. Mose 2,24 – und präzisiert: „die zwei“ werden ein Fleisch. Nicht drei, nicht vier.

Polygamie im Alten Testament

Polygamie wird im Alten Testament zwar beschrieben, aber nie von Gott geboten. Viele alttestamentliche Figuren hatten mehrere Frauen – etwa Abraham, Jakob, David und Salomo. Doch ihre Lebensgeschichten zeigen deutlich die negativen Folgen davon:

  • Rivalität und Eifersucht, wie bei den Schwestern Lea und Rahel,
  • familiäre Spannungen, wie im Fall Abrahams: Auf Saras Drängen musste er seine Zweitfrau Hagar und ihren Sohn Ismael wegschicken (1. Mose 21,9–14).

Einige Gebote im Alten Testament setzen der Polygamie klare Grenzen:

  • 3. Mose 18,17 verbietet es, eine Frau  und ihre  Tochter zu heiraten.
  • 3. Mose 18,18 verbietet es, zwei Schwestern gleichzeitig zu ehelichen. Joseph Smith hat gegen diese beiden Gebote verstoßen.
  • 5. Mose 17,17 legt für den König fest: “Er soll auch nicht viele Frauen nehmen, damit sein Herz nicht auf Abwege gerät;”

König Salomo hat sich nicht daran gehalten:

1. Kö 11,4-6 “Und es geschah zu der Zeit, als Salomo alt geworden war, da wendeten seine Frauen sein Herz anderen Göttern zu, so daß sein Herz nicht mehr ungeteilt mit dem Herrn, seinem Gott, war wie das Herz seines Vaters David.  So lief Salomo der Astarte nach, der Gottheit der Zidonier, und Milkom, dem Greuel der Ammoniter. Und Salomo tat, was böse war in den Augen des Herrn, und er folgte dem Herrn nicht völlig nach wie sein Vater David.”

Vers 8 berichtet, dass er für seine heidnischen Frauen sogar Altäre für fremde Götter errichtete.

In 1. Könige 11,11–13 kündigt Gott daraufhin an, Salomos Nachfolger werde nur noch über einen Stamm herrschen. Die Polygamie Salomos hat das Reich Israel zerrissen.

Polygamieverbot für Gemeindeleiter

Im Neuen Testament ist Polygamie für Leiter der Gemeinde ausdrücklich untersagt: 

  • In 1. Tim 3,2 wird Polygamie für die Aufseher (griechisch Episkopos, also Bischof) verboten.
  • In 1. Tim 3,12 wird die Polygamie ebenfalls für Diakone verboten.
  • Titus 1,6 bestätigt diese Anforderung auch für Älteste.

In diesen drei Versen steht jeweils „μιᾶς γυναικὸς ἀνήρ“ (mias gynaikos aner). Mias ist das Zahlwort. Zu deutsch also „Mann einer (einzigen) Frau“. Im Englischen wäre es „husband of one wife“ und nicht „husband of a wife“.

Nirgendwo im Neuen Testament wird Polygamie befürwortet oder gelehrt.

Auch wenn das Alte Testament sie an gewissen Stellen tolerierte, gibt es keine biblische Legitimation für die Einführung oder Wiederaufnahme der Vielehe im Neuen Bund.

Die christliche Kirche hat sich seit Jahrhunderten klar gegen die Polygamie gestellt – und alle christlich geprägten Staaten der Welt verbieten sie bis heute.

Welche Aussagen finden sich im Buch Mormon:

Im Buch Mormon findet sich in Jakob 2,23ff eine ausführliche Passage, die sich ausdrücklich gegen Polygamie wendet:

23 Aber das Wort Gottes lastet auf mir wegen eurer noch schändlicheren Verbrechen. Denn siehe, so spricht der Herr: Dieses Volk fängt an, im Übeltun zuzunehmen; es versteht die Schriften nicht, denn wenn es Hurerei begeht, so versucht es, sich mit dem zu entschuldigen, was über David und seinen Sohn Salomo geschrieben worden ist. 24 Siehe, David und Salomo hatten wahrhaftig viele Frauen und Nebenfrauen, und das war ein Gräuel vor mir, spricht der Herr. 25 Darum, so spricht der Herr, habe ich dieses Volk aus dem Land Jerusalem weggeführt, … 26 Darum werde ich, Gott, der Herr, nicht zulassen, dass dieses Volk es denen vor alters gleichtut. 27 Darum, meine Brüder, vernehmt mich und hört auf das Wort des Herrn: Denn es soll kein Mann unter euch mehr als nur eine Frau haben, und Nebenfrauen soll er keine haben; 28 denn ich, Gott, der Herr, erfreue mich an der Keuschheit der Frauen. Und Hurerei ist ein Gräuel vor mir; so spricht der Herr der Heerscharen. 29 Darum soll dieses Volk meine Gebote halten, spricht der Herr der Heerscharen, sonst sei das Land verflucht um seinetwillen.”

Laut dem Buch Mormon ist Polygamie also

  • eine Form der Hurerei,
  • die einen Fluch über das Land bringt und sie ist
  • für Gott ein Gräuel.

Eine weitere Passage findet sich in Mosiah 2,5. König Benjamin versammelt das Volk, um zu den Gläubigen zu sprechen:

Und es begab sich: Als sie zum Tempel hinaufkamen, schlugen sie ringsum ihre Zelte auf, ein jeder Mann gemäß seiner Familie, die aus seiner Frau und seinen Söhnen und seinen Töchtern und deren Söhnen und deren Töchtern bestand, von den ältesten bis hinab zu den jüngsten, wobei jede Familie von der anderen getrennt war.

Zur Familie des Mannes gehört „seine Frau“ und nicht etwa „seine Frauen“. Polygamie kam in diesem Volk also nicht vor.

Polygamieverbot in D&C

Das Buch Lehre&Bündnisse, aus Sicht der Mormonen ein Teil der Heiligen Schriften, enthielt in der Ausgabe von 1835 diese Passage (Link auf den Scan):

„All legal contracts of marriage made before a person is baptized into this church, should be held sacred and fulfilled. Inasmuch as this church of Christ has been reproached with the crime of fornication, and polygamy: we declare that we believe, that one man should have one wife; and one woman, but one husband, except in case of death, when either is at liberty to marry again.“ (D&C 101:4)

Auf deutsch:


„Alle rechtsgültigen Eheverträge, die vor der Taufe einer Person in diese Kirche geschlossen wurden, sollen als heilig betrachtet und erfüllt werden. Da diese Kirche Christi mit dem Vorwurf der Unzucht und Polygamie belastet wurde, erklären wir, dass wir glauben, dass ein Mann nur eine Frau haben soll und eine Frau nur einen Mann – außer im Todesfall, in dem der Überlebende frei ist, erneut zu heiraten.“

Gerüchte über Polygamie mussten sich also schon 1835 so weit herumgesprochen haben, dass man sich zu einem gedruckten Dementi genötigt sah.

Auch die Ausgabe von 1844 enthielt diese Passage. Hier ist ein Scan. Die nächste Ausgabe erfolgte erst 1876, hier wurde der Abschnitt entfernt. Die Abschnittsnummer 101 wurde neu verwendet und mit einem gänzlich anderen Inhalt gefüllt.

Joseph Smiths Polygamie

Joseph Smith hat sich über diese klaren Aussagen hinweggesetzt, erst heimlich, dann im engeren Führungskreis. Zuletzt behauptete er sogar, er habe eine Offenbarung über die Einführung der Polygamie von Gott erhalten. Diese findet sich jetzt als Abschnitt 132 in „Lehre und Bündnisse“. Sie datiert auf den 12 Juli 1843.

Wie viele Ehefrauen Smith genau hatte, ist auch seiner Kirche nicht bekannt. Aktuell bekannt sind 49 bekannt. Die englische Wikipedia hat einen ganzen Artikel über diese Frauen: https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_Joseph_Smith%27s_wives

Brigham Young, der Nachfolger von Smith hatte 56 Ehefrauen. Mit 16 von ihnen hatte er 57 Kinder. Im Jahre 1902, also nur 25 Jahre nach seinem Tod trafen sich seine Nachfahren zu einem großen Familientreffen. Zu diesem Zeitpunkt waren 204 Enkel und 745 Urenkel bekannt. (Link)

Joseph Smith heiratete seine erste Frau, Emma Hale, im Jahre 1927. Die erste polygame Beziehung war die zwischen Smith und Fanny Alger. Sie lebte damals im Haushalt der Smiths als Dienstmagd.

Oliver Cowdery, einer der drei Zeugen für das Buch Mormon, bezeichnete diese Affäre im Januar 1838 in einem Brief an seinen Bruder als „dirty, nasty, filthy affair“ Smiths. Cowdery wurde bald darauf exkommuniziert und aus dem Siedlungsgebiet der Mormonen unter Androhung von Gewalt vertrieben. (Mehr dazu unter „Daniten“ und dem „Danite Manifesto“ in der Wikipedia.)

Unter der großen Zahl von Frauen, die Smith heiratete fallen auf:

Mehrere der Ehepartnerinnen Smiths waren zu diesem Zeitpunkt schon mit einem anderen Mann verheiratet. Die biblische Bezeichnung dafür ist Ehebruch. Nach 1. Kor 6,9+10 gilt:

„Oder wißt ihr nicht, daß Ungerechte das Reich Gottes nicht erben werden? Irrt euch nicht! Weder Unzüchtige, noch Götzendiener, noch Ehebrecher, noch Wollüstlinge, noch Knabenschänder, 6,10 noch Diebe, noch Habsüchtige, noch Trunkenbolde, noch Lästerer, noch Räuber werden das Reich Gottes erben.“

Damit ist die Polygamie Smiths der wichtigste Hinweis darauf, dass Smith – zumindest seit dem Beginn seines Ehebruchs – kein Prophet Gottes sein konnte.

Mehrere seiner Frauen waren Geschwister. Wie oben genannt ist dies laut 3. Mose 18,18 in der Bibel untersagt.

  • Emily Dow Partridge und ihre Schwester Eliza Maria Partridge.
  • Sarah und Maria Lawrence
  • Presendia and Zina Huntington

Zwei von Smiths Frauen waren Mutter und Tochter: Patty Bartlett Sessions und Sylvia Porter Lyon. Wie oben genannt, ist dies laut 3. Mose 18,17 verboten. Beide waren zum Zeitpunkt der Heirat mit Smith schon mit anderen Ehemännern verheiratet.

D&C 132 – Polygamie wird offiziell

Mit einer „Offenbarung“ vom 12. Juli 1843, etwa ein Jahr vor Smiths Tod, wurde die Polygamie dann offiziell. Zu diesem Zeitpunkt hatte Smith schon über die Hälfte seiner Mehrehen geschlossen und befand sich damit im offenen Widerspruch zum oben genannten damaligen Doctrines&Covenants Abschnitt 101.

Auch die D&C-Ausgabe von 1844 enthält noch den alten Abschnitt 101 mit dem Polygamieverbot und nimmt die neue Offenbarung nicht mit auf. (Volltext der Ausgabe von 1844 hier.)

Die neue Offenbarung findet sich heute als D&C Abschnitt 132. Sie beginnt mit der Einleitung

„Obwohl die Offenbarung 1843 aufgezeichnet wurde, legen Beweise nahe, dass einige der in dieser Offenbarung enthaltenen Grundsätze dem Propheten bereits 1831 bekannt waren.“

Mit 1831 dürfte die Affäre und der Ehebruch Smiths mit Fanny Alger gemeint sein.

Es ist etwas verwunderlich, dass D&C 132 immer noch in D&C enthalten ist, immerhin hat man sich ja offiziell von der Polygamie verabschiedet. Allerdings ist D&C 132 eng verwoben mit der Lehre der drei „Reiche der Herrlichkeit“, die zentral für den mormonischen Plan der Erlösung sind. Von daher konnte man sich davon wohl nicht trennen.

D&C 132:61-62

61 Und weiter, was das Gesetz des Priestertums betrifft: Wenn ein Mann eine Jungfrau ehelicht und den Wunsch hat, noch eine andere zu ehelichen, und die erste gibt ihre Zustimmung, und wenn er dann die zweite ehelicht, und sie sind Jungfrauen und haben sich keinem anderen Mann versprochen, dann ist er gerechtfertigt; er kann keinen Ehebruch begehen, denn sie sind ihm gegeben, und mit dem, was ihm gehört und keinem anderen, kann er keinen Ehebruch begehen.
62 Und wenn ihm durch dieses Gesetz zehn Jungfrauen gegeben werden, so kann er doch keinen Ehebruch begehen, denn sie gehören ihm, und sie sind ihm gegeben; darum ist er gerechtfertigt.

Die erste Ehefrau hat also ein Einspruchsrecht. Allerdings nicht Emma:

132:52 Und meine Magd Emma Smith soll alle diejenigen empfangen, die meinem Diener Joseph gegeben worden sind und die vor mir tugendhaft und rein sind;

54 Und ich gebiete meiner Magd Emma Smith, bei meinem Diener Joseph zu bleiben und an ihm festzuhalten und an niemandem und nichts sonst. Doch wenn sie sich nicht an dieses Gebot hält, wird sie vernichtet werden,

Soll heißen: wenn Emma gegen die weiteren Frauen sein sollte, dann droht Gott ihr die Vernichtung an. Und das soll eine „Offenbarung“ Gottes sein? Echt jetzt? Ich meine, es handelt sich um geistlichen Missbrauch, wie man ihn sich schlimmer kaum vorstellen kann.

Polygamie als Voraussetzung für das celestiale Reich

D&C 132 führt neben der Polygamie auch die Lehre vom „celestialen Reich“ ein, vom obersten Level im Himmel. Ein Level, in dem ein Mensch zu einem Gott erhöht wird. (Diese unbiblische Lehre wird Thema eines weiteren Artikels.)

D&C 132 deutet schon einen Zusammenhang zwischen diesem Level und der Polygamie an. Ganz ausdrücklich haben es aber Smiths Nachfolger formuliert:

Brigham Young, Nachfolger Smiths als Leiter der Mormonen und Prophet dieser Kirche, sagte über Polygamie:

Journal of Discourses (eine offizielle Predigtsammlung von Young) Vol. 11, Seite 269 (Link auf den Scan):

„The only men who become Gods, even the Sons of God, are those who enter into polygamy. Others attain unto a glory and may even be permitted to come into the presence of the Father and the Son; but they cannot reign as kings in glory, because they had blessings offered unto them, and they refused to accept them.“

(„Nur Männer, die die Mehrehe eingehen, können Götter werden und als Söhne Gottes gelten. Andere können zwar eine gewisse Herrlichkeit erlangen und vielleicht sogar in die Gegenwart von Vater und Sohn treten, aber sie werden nicht als Könige in Herrlichkeit herrschen können – denn ihnen wurden göttliche Segnungen angeboten, die sie abgelehnt haben.“)

Hier lohnt es sich auch, den gesamten englischen Text zu lesen. Young diskutiert hier die politischen Auswirkungen der Poylgamie in Utah. Es ging damals um die Frage, unter welchen Bedingungen das Territorium von Utah Mitgliedsstaat der USA werden könnte. Die mormonische Polygamie war aus Sicht der USA da ein erhebliches Hindernis.

Ein weiteres Zitat von Brigham Young, Journal of Discourses vol 3 Seite 266 (Link auf den Scan)

„Now if any of you will deny the plurality of wives, and continue to do so, I promise that you will be damned; and I will go still further and say, take this revelation, or any other revelation that the Lord has given, and deny it in your feelings, and I promise that you will be damned.“
(„Wenn nun jemand von euch die Mehrehe leugnet und weiterhin dabei bleibt, verspreche ich euch, dass ihr verdammt sein werdet; und ich gehe noch weiter und sage: Nehmt diese Offenbarung – oder irgendeine andere Offenbarung, die der Herr gegeben hat – und lehnt sie in euren Herzen ab, dann verspreche ich euch ebenfalls, dass ihr verdammt sein werdet.“)

Nach Young ist es also schon gefählich, innerlich gegen die Mehrehe zu sein.

Heber C. Kimball über die Polygamie

Heber C. Kimball war einer der ursprünglichen 12 Apostel der Mormonen, und erster Berater von Brigham Young in der First Presidency“. Er hatte 43 Ehefrauen und mit 17 von ihnen 66 Kinder.

Er schrieb in Journal of Discourses vol 5 Seite 22:

„I have noticed that a man who has but one wife, and is inclined to that doctrine, soon begins to wither and dry up, while a man who goes into plurality [of wives] looks fresh, young, and sprightly. Why is this? Because God loves that man, and because he honors His work and word.“
(„Mir ist aufgefallen: Ein Mann, der nur eine Frau hat und an diesem Prinzip festhält, wirkt bald alt und ausgelaugt. Aber einer, der mehrere Frauen hat, bleibt frisch, jung und voller Energie. Warum? Weil Gott Gefallen an ihm hat – er ehrt Gottes Werk und Wort.“

Die Abkehr von der Polygamie

1848 wurde Utah im Krieg gegen Mexiko von den USA erobert. Es wurde zum „Utah Territory“, aber noch nicht zu einem Bundesstaat der USA. Das geschah erst 1896. Die Polygamie der Mormonen war vorher ein wichtiges Hindernis.

Seit 1882 war Polygamie in den USA eine Straftat (Edmunds Act, Wikipedia) und über 1300 Mormonen waren deswegen verhaftet.

1887 verschärfte der Edmunds-Tucker-Act die Haltung der USA gegenüber Utah. Es stand im Raum, das gesamte Vermögen der Kirche einzuziehen, von den Kirchengebäuden abgesehen. Das Wahlrecht in Utah stand unter dem Vorbehalt des Eids, keine Mehrehe zu haben und Mehrehen auch abzulehnen.

Ab April 1889 versagte der mormonische Präsident und damit Prophet der Mormonen Woodruff die Zustimmung zu weiteren Mehrehen. Ohne seine Zustimmung waren diese nicht möglich. Ab Oktober 1889 verkündete er diese Weigerung auch öffentlich.

Woodruff erklärte dann, er habe am 23. September 1890 eine Offenbarung von Jesus Christus erhalten, dass die Kirche mit der Praxis der Mehrehe aufhören solle.

D&C enthält daher die „Amtliche Erklärung 1“, dass seit Juni 1889 keine Mehrehen mehr geschlossen wurden:

„Wir lehren keine Polygamie oder Mehrehe und gestatten auch niemandem, ihre Ausübung einzugehen; und ich stelle in Abrede, dass vierzig oder irgendeine andere Zahl von Trauungen zur Mehrehe in der betreffenden Zeit in unseren Tempeln oder sonst wo im Territorium Utah vollzogen worden sind.

Da nun der Kongress Gesetze erlassen hat, die die Mehrehe verbieten, und da das höchste Appellationsgericht diese Gesetze als verfassungsgemäß bezeichnet hat, erkläre ich hiermit meine Absicht, mich diesen Gesetzen zu fügen und bei den Mitgliedern der Kirche, deren Präsident ich bin, meinen Einfluss geltend zu machen, dass sie es auch tun.

Und nun erkläre ich öffentlich, dass ich den Heiligen der Letzten Tage den Rat erteile, von jeder Eheschließung, die durch das Gesetz des Landes verboten ist, Abstand zu nehmen.“

Ich nenne diese Erklärung „halbherzig“, weil sie ausschließlich auf den politischen Druck abzielt, dem die Kirche ausgesetzt war.

Was bedeutet „von jeder Eheschließung, die durch das Gesetz des Landes verboten ist“ für Mormonen in einem Land, in dem Polygamie erlaubt ist? Und wieso ist es nur ein „Rat“, sich an die Gesetze des Landes zu halten?

Polygamie gibt es weiterhin

Mormonische Polygamie gibt es weiterhin, allerdings in veränderter Form. Ein Mann kann mehrere Ehen für die Ewigkeit im Tempel versiegeln lassen. Eine Frau kann dies nicht, eine Frau kann nur eine solche Beziehung eingehen.

Die Gesetze des Landes werden dahingehend eingehalten, dass die nächste Ehe erst geschlossen werden kann, wenn die vorherige Ehefrau schon gestorben ist.

Der aktuelle Präsident und Prophet der Mormonen, Russell M. Nelson, ist ein Beispiel dafür:

Russel Nelson wurde 1924 geboren. Nach dem Tod seiner Ehefrau Dantzel (1926-2005) heiratete Russell erneut. Seine zweite Frau, Wendy L. Watson wurde 1950 geboren. Er ist mit beiden Frauen für die Ewigkeit versiegelt. Seine Erwartung ist es, nach der Auferstehung zwei Frauen zu haben.

Welcher Prophet hat Recht?

Mir stellt sich die Frage: wie soll das aufgehen? Wie können die genannten Personen Gottes Propheten sein? Wer hat recht?

  • Hat das Buch Mormon recht, das Polygamie verbietet?
  • War Joseph Smith ein Prophet, als er mit D&C 132, die Polygamie erlaubte
  • War Brigham Young ein Prophet, als er Polygamie zur Voraussetzung für den obersten Level des Himmes erklärte?
  • Oder war Woodruff ein Prophet, als er die Polygamie abschaffte?

Alle 4 gleichzeitig können es jedenfalls nicht gewesen sein, denn Gott widerspricht sich nicht.

Waren die D&C-Ausgaben von 1835 und 1844 heilige Schrift (Abschnitt 101 (alt), Polygamie verboten), oder die ab 1876 (Abschnitt 132, Polygamie erlaubt) oder die nach 1890 (Amtliche Erklärung 1, Polygamie verboten). Mindestens eine davon kann nicht Heilige Schrift sein.

Mehr Artikel über die Mormonen findest du hier.

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